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Waldemars Altarchiv

Eines Mannes Stunde

26% sind bekanntlich keine Wahlniederlage, nicht einmal Katastrophe passt, sie sind eine Vernichtung, der Sturz in die völlige Bedeutungslosigkeit. Also jedenfalls mit dem Anspruch eines Christdemokraten. der noch immer die CDU für die führende Kraft dieses Staates hält, auch für die Zukunft. Nicht in Hamburg oder Bremen, im größten Landesverband, im größten Bundesland, das bis vor kurzem noch von uns regiert wurde, machte der Wähler diesen Anspruch jetzt einfach platt. Es ließe sich also auf die Idee kommen, darüber kurz nachzudenken, woran es gelegen haben könnte, auch über NRW hinaus und vor allem, was zu tun ist.

Gut, die Antwort ist so schwer nicht, seit Jahren ist es die schleichende Entpolitisierung und das Verlieren eines Grundsatzes nach dem anderen, das Partei und Regierung zu einem konturenlosen Mainstreammix verkommen lässt. Die panische Flucht aus der Atomenergie, weil in Japan ein Tsunami wütete, war das sichtbarste Beispiel, aber beileibe nicht das einzige. Ununterscheidbar wirkt unsere CDU. Sie hat sich überall angepasst; Kinderkrippenpolitik, Ökowahn, Kleinmachen vor Salafisten, Verzicht auf Grundsatzdiskussionen in Fragen EU und Leitkultur, stattdessen Integrationspolitik mit Milli Göros; alles Positionen, die die Menschen bewegen und die zu Recht bei der gegenwärtigen Politik einen großen Teil der überzeugten CDU Wähler daheim bleiben lässt, sie finden sich nicht mehr wieder, im Gegensatz zur miefigen Kraft-SPD, die genau ihr Gewerkschaftsklientel mit dem reinen Subventionsdenken anspricht, das in diesem Bundesland zu Hause ist. Und jene, die sich dem unbedingt noch entgegen stemmen wollten, wählten vor lauter Verzweiflung die FDP, auch wenn die die Welt nicht braucht.

Das ist nicht grundlegend neu und die einzige Besonderheit von NRW liegt darin, dass dort alles besonders exemplarisch war. Der Landesverband in seiner Führung schon immer bemüht, sich zu sozialdemokratisieren und der Spitzenmann eben jener Umweltminister, zu dessen Lieblingsvokabeln Nachhaltigkeit, Energiewende, Erderwärmung und Photovoltaik gehören, als frühstücke er jeden Morgen mit Claudia Roth, wobei nicht nur dem mittelständischen Unternehmer, sondern auch dem braven Bürger langsam der Zusammenhang dieser Politik mit immer höheren Energiekosten auffällt. Man kann es detailliert beschreiben und nachweisen, in ungezählten Blogs und Diskussionspapieren wurde es in den vergangenen Jahren niedergelegt, es soll nicht durch Wiederholung langweilen. Das Gebot besteht nicht mehr in der Analyse, Handeln ist angesagt.

Die Vertreter des Gestern haben das längst erkannt und bemühen sich auf ihre Weise, es gleich im Ansatz zu unterbinden. Da war noch am Wahlabend der Lieblingsabgeordnete Polenz, der seine außenpolitische Bedeutungslosigkeit vorwiegend im Facebook auslebt, wo er sich von seinen Claqueuren aus SED Milieu, Linksliberalen und Moslemvertretern bauchpinseln lässt, als Vertreter der guten CDU, also von Leuten, die nie zuvor und nie zukünftig auch nur darüber nachdenken würden, CDU zu wählen. Der ließ sich dort erst von FDP Leuten und dann sogar vom Sozi Edathy dafür loben, so ein anständiger Mann zu sein, der doch bitte weitermachen solle, was an jenem trostlosen Abend als Lob der Sieger über die Vernichteten Grund genug sein sollte, zu erkennen, auf welchem Irrweg man sich befindet, um dann dem konservativen Kritiker den sattsam bekannten Totschlagssatz vorzuhalten, doch bitte nicht gegen liberalere Haltungen wie die seine zu Felde zu ziehen, sonst verlöre die CDU in der Mitte, was der Kritiker rechts zu gewinnen hoffe, als hätte die opportunistische liberale Position nicht gerade alles verloren. Schriebs und entgegnete auf den Vorhalt, doch einmal einen Blick ins Fernsehen zu werfen, ob es überhaupt noch Stimmen gäbe, die man verlieren könne, er würde sich dem Krimi im ZDF widmen. Business as usual, alles nachzulesen. Keine Spur von Einsicht bei jenen, die die Partei dort hin gebracht haben und erst recht kein Wunsch, die Verantwortung für das Desaster mit zu übernehmen.

Nun ist Polenz ein Symptom dafür, woran die CDU krankt, keine der Führungsfiguren. Die holten Luft, dann traten auch sie hervor. Lasch und Lau*) gingen vor dem staunenden Publikum daran, die Partei unter sich aufzuteilen und zu beschließen, wie es weiter zu gehen habe, legten dann gleich mal fest, dass der neue Chef dem Landtag angehören solle, auf das nur noch sie übrig blieben. Und von Mutti kam die Krönung, sie feuerte den Röttgen, um den es bei Gott nicht schade ist, als Sündenbock. In der Tat passte der als Spitzenkandidat so gut, wie der Klassenstreber bei der Schüleraufführung von Julius Cäsar in die Rolle des Marc Anton und sein halbherziges Heimatengagement lässt ihn trefflich zum Alleinschuldigen werden, allerdings verliert man damit auch gewollt den Blick für die inhaltlichen Ursachen.

Handeln im Sinne von Veränderungen müssen die Konservativen demnach schon selber und es begann sogar mit einem lesenswerten Aufruf, dessen Inhalte man nicht komplett teilen muss, bei dem aber nur wichtig ist, die Gegensätze, die man haben mag, beiseite zu schieben und nur das eine große Ziel sehen, der Union wieder zu ihren Inhalten zu verhelfen, zu ihren Grundsätzen, zu ihrer Geschichte, zu ihren Leitgedanken. Es war ja nicht falsch, dass sich in den letzten beiden Jahren Zirkel über Zirkel gebildet hatte, die flammende Manifeste schrieben. Ob es sinnreich war, nur die ESM Frage in den Fokus zu nehmen, mit einer vereinfachenden Sicht hochkomplizierter finanzpolitischer Fragestellungen und dabei anderes in den Hintergrund zu stellen, mag offen bleiben, Parteigründungsfantasien waren ebenso kontraproduktiv, wie egozentrische Alleingänge ins Nichts, wofür der Name Hans-Olaf Henkel steht, doch auch hier heißt es: Blick nach vorn.

Nein, eben nicht neue Texte schreiben. Es ist die Zeit der Bewährung, können Konservative mehr? Die politische Richtung gibt stets derjenige vor, der an der Spitze steht. Dahin müssen wir. Dafür muss man fraglos Mehrheiten innerhalb de Partei gewinnen, davor allerdings bedarf es eines Kandidaten, der das tut. Die erwähnten Lasch und Lau haben gezeigt, dass sie den bestimmt nicht freiwillig auf den Schild heben werden und Mutti hat mit ihrem beneidenswerten politischen Geschick die Diskussion auf ihre Weise beendet, bevor sie anfing.

Vor einem knappen Jahr, da trat jemand hervor, ganz unerwartet. Mit einer Rede wider die Griechenlandsubvention und einer Beschimpfung durch Wadenbeißer Pofalla wurde er für ein paar Wochen der Hoffnungsträger – Wolfgang Bosbach. Mit dem Hype der fifteen minutes of fame jedoch kommt man allenfalls in die Talkshows und darf sich dort mit Salafisten herumschlagen, zum Manne der Zukunft bedarf es mehr.

Erfolg haben heißt aus entstandenen Lagen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Hier ist mit einem Male Wolfgang Bosbach der einzig realistische Kandidat für die Erneuerung, nur er repräsentiert den erfahrenen Spitzenpolitiker mit entsprechender Seriosität, die Verbundenheit mit Landsmannschaft und Heimat, die Kenntnis von Politikbetrieb und Apparat ebenso, wie klare inhaltliche Grundsätze. Kein anderer hätte eine wirkliche Chance. Doch er muss nun zeigen, ob auch der Mut da ist, wenn es sein muss, allein aufzustehen, sich gegen eben jenen Apparat zur Wahl zu stellen und auch auf die Gefahr der Niederlage hin um die Stimmen des Landesverbandes zu kämpfen. Das ist nicht jedermanns Sache, schon gar nicht, wenn man seit Jahrzehnten sich immer in den Gesetzmäßigkeiten des innerparteilichen Dschungels bewegt hat. Wenn aber die Erneuerung mehr sein soll, als Diskussion in geschlossenen Debattierzirkeln, dann ist nur er jetzt gefragt, egal wie zufällig er auf einmal in diese Position gekommen ist. All jene, die sich als Konservative fühlen, sind aufgerufen, sich dahinter zu stellen und vor allem den vermutlich Überraschten anzuschieben, auf das weder sie, noch Wolfgang Bosbach den Moment verpassen. Mantel der Geschichte nannte mein Kanzler solches einmal.

Dies ist eines Mannes Stunde.

*) gefiel mir einfach, als ich es kürzlich las, so gut, dass ich die Namenskürzel bei einem Facebookfreund geguttenbergt habe, er möge mir verzeihen.

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

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