Nach Beendigung des 2. Weltkrieges stiegen die USA als Gegenstück zu der ebenfalls erstarkten Sowjetunion zu einer wirtschaftlichen und politischen Weltmacht auf, was die Außenpolitik gravierend änderte. Ließen sich die USA davor nur widerwillig in militärische Konflikte und die Weltkriege ziehen, prägten von da an Stellvertreterkriege und massive politische Einmischung das Bild der amerikanischen Außenpolitik. Die USA versuchten sich als Weltpolizist und Verteidiger der Freiheit und Demokratie, anfangs gegen die Sowjetunion als Reich des Bösen, später gegen den internationalen Terrorismus zu positionieren. Dies mündete später in die simple Wahrheit „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“.
Das Interessante daran ist, dass fast allen militärischen Interventionen nach dem 2. Weltkrieg eines vorausging: Lügen und Manipulation. Und das Traurige ist, dass die freie Presse, das Gewissen eines freien Landes fast immer versagte. Für den Frieden zu kämpfen, diente immer als Rechtfertigung für den Krieg. Gegen dieses Paradoxon hatte die Presse selten etwas einzuwenden.
Auch der Vietnamkrieg begann mit einer Lüge. Im Golf von Tonkin wurde ein amerikanisches Kriegsschiff von nordvietnamesischen Schnellbooten angegriffen. Dies führte unter dem damaligen Präsidenten Johnson zur Tonikn-Resolution, die die offizielle Beteiligung der USA an den Kampfhandlungen auslöste.
Erst 7 Jahre später veröffentlichte Daniel Ellsberg einen Bericht, der die Darstellung des Zwischenfalls als bewusst eingesetzte Falschinformation entlarvte. Auch die 2005 von der NSA freigegebenen Dokumente belegten dies. Während die USA gerne vorgaben, diesen Krieg in Namen von Frieden, Freiheit und Demokratie für das vietnamesische Volk zu führen, war es nichts anderes, als eine Machtdemonstration und geopolitisches Interesse. Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn man Gespräche zwischen Henry Kissinger und Richard Nixon hört, welche zum Thema haben, ob man lieber Deiche bombardieren sollte, um 200.000 Tote zu erzielen oder die Atombombe einsetzen. Es ist nicht verwunderlich, dass viele Vietnamesen keine Lust auf diese Art von Freiheit und menschenverachtender Demokratie hatten. Erst mit der Tet-Offensive und immer wiederkehrenden Berichten über Massaker an Zivilisten, änderte sich die Berichterstattung aus Vietnam ins Negative. Dies führte dann auch zu massiver Ablehnung dieses Krieges durch die amerikanische Bevölkerung. Während die amerikanische Regierung die kritische Presse und den fehlenden Rückhalt in der Heimat als wesentlichen Grund für das Scheitern der Intervention anführte, lag es wohl doch eher an der Fehleinschätzung der Lage und der eigenen Stärke. Diese Niederlage ging als das Trauma der USA im 20. Jahrhundert in die Geschichte ein.
Während man in den frühen 80ern noch die demokratisch gewählte Regierung Nicaraguas stürzen wollte, legte man sich bei der Invasion Panamas wieder den Mantel der Demokratie um. Auch wenn die USA vorher jahrelang den Oberbefehlshaber Panamas, Noriega, unterstützt hatte (man brauchte ihn, um Waffen für die Contra-Rebellen Nicaraguas bereitzustellen), entschied sich der damalige Präsident R. Reagan um, veranlasste den Sturz des Diktators und die Wiederherstellung der Demokratie. Die wahren Gründe sind wohl eher der schwindende Einfluss der USA in Panama sowie der strategisch wichtige Panamakanal gewesen.
Neu in dieser völkerrechtlich umstrittenen Invasion war der Operationsname. „Just Cause“ hieß die Invasion, der Name wurde von den Medien gerne übernommen und trug sicher seinen Teil dazu bei, dass die heimische Bevölkerung dieser Invasion eher zustimmte. Kritische Berichte über diesen Einsatz gab es in den USA kaum, er dauerte auch nur 4 Tage. Auf den medialen Erfolg, den Invasionen Namen zu geben, griff man später gerne zurück.
Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und der meisten sozialistisch-dikatorisch geführten Länder änderte sich das Feindbild. Staatsfeind Nr 1 waren somit nicht mehr sozialistische Länder, der internationale Terrorismus gewann an Bedeutung und Schlagkraft. Spätestens nach den Terroranschlägen vom 11.09.2001 auf das WTC kristallisierten sich Osama bin Laden und die terroristischen Gruppe von al-Qaida als neues Ziel heraus.
Als Versteck und Verbündete dienten bin Laden die in Afghanistan herrschenden Taliban, die kein Hehl aus ihren Sympathien für bin Laden und den Hass gegen Amerika machten, worauf die USA als Reaktion auf den 11.09. die Rebellen der Nordallianz unterstützten, um die Taliban zu stürzen und griff auch mit eigenen Truppen in den Kampf ein. Die Taliban wurden besiegt, in die Berge verjagt, bin Laden entkam aus Tora Bora und der damalige Präsident G.W. Bush zeigte, wie leicht sich die amerikanische Bevölkerung und die amerikanischen Medien manipulieren lassen. Dies erfüllte den Zweck, die amerikanische Bevölkerung bei Laune zu halten, um eine Eskalation der Anti-Kriegs Proteste, wie während des Vietnam-Kriegs, zu verhindern und der Regierung die Möglichkeit zu geben, den nächsten Anti-Terror Krieg zu planen.
Der Irak kam ins Visier, prominentestes Mitglied der „Achse des Bösen“. An der Spitze des Iraks Saddam Hussein, gewissenloser Diktator, der über Berge von Leichen ging, früher immer gerne mit etwas Unterstützung der CIA und der USA, um ihn als „Bollwerk“ gegen die islamistischen Extremisten im Iran zu halten.
Nachdem dem Irak keine Verbindung zu al-Qaida nach gewiesen werden konnte (es war kein großes Geheimnis, dass islamistische Extremisten Hussein lieber auch unter der Erde sehen würden), kam eine Manipulations- und Propagandashow, die ihresgleichen suchte. Da der Irak keine Massenvernichtungswaffen besitzen durfte, wurden sie ihm einfach angedichtet. Die „Beweise“ dafür durch die CIA wurden auf Wunsch des Präsidenten und des Verteidigungsministers eben so lange angepasst, bis sie passten.
Der Vortrag von Außenminister Powell bei der UN, der die Staatengemeinschaft überzeugen sollte, war also nichts als reine Propaganda. Und hier beginnt auch die unrühmliche Rolle der amerikanischen Medien. Anstatt die von der US-Regierung vorgestellten „Fakten“ zu hinterfragen, oder generell die amerikanische Außenpolitik zu diesem Zeitpunkt zu prüfen, verfielen die meisten Medien in eine Kriegshetze. Kritische Stimmen, wie Phil Donahue vom Fernsehsender MSNBC wurden abgesetzt, da der Sender den Verlust von Werbeeinnahmen als dramatischer ansah, als den Verlust von kritischem Journalismus. Der Sender CNN prahlte sogar, das seine „Experten“ (ehemalige Generäle) vom Pentagon empfohlen wurden. Es gab Countdowns, Saddam-O-Meter und ein Großteil der Medien fieberte dem Beginn der Operation mit tropfendem Sabber entgegen.
Und dann begann die Operation. Mittendrin „eingebettete Journalisten“, hautnah dran an den kämpfenden Truppen. Sie erzählten, wie toll der Teamgeist wäre, dass sie Freunde fürs Leben gefunden hätten und ihres gegenseitig geben würden, um sich im Fall des Falles zu retten. Was für die Freundschaftslisten sicher gut war, hatte nichts mehr mit objektiven Journalismus zu tun. Erst als die Operation zu Ende war und man merkte, dass der Name für den Kampf gegen Terror „Enduring Freedom“ eher reiner Hohn war, kamen kritische Stimmen auf und der Großteil der Medien begann sich damit auseinander zu setzen, warum sie nicht vorher einiges hinterfragt hatten. Doch das machte die Toten nicht wieder lebendig. Für sie war diese Einsicht zu spät.
Immer mehr amerikanische Soldaten kehrten in Särgen zurück, immer öfter mussten die Medien von Kollateralschäden, versehentlich getöteten Zivilisten, durchdrehenden US-Soldaten und nicht abnehmendem Widerstand berichten. Damit die Bilder von versehentlich getöteten Zivilisten die amerikanische Bevölkerung nicht zu sehr verwirrte und zum Nachdenken anregte, betonte der Fernsehsender CNN nach solchen Berichten immer, daß das alles nur geschehe, weil Terroristen Tausende unschuldige Amerikaner bei den Terroranschlägen vom 11.09. töteten. Das sollte wohl ein „die sind doch selbst schuld“ Gefühl auslösen.
Durch solche Bilder wurde natürlich auch die Mär vom Hi-Tech Krieg zerstört. Präzisionswaffen, die amerikanische Militärs so gerne vorführen. Wie in einem Computerspiel kann man damit den Bösen die Cola aus der Hand schießen, Zivilisten würden so verschont. Auch das ist ein Teil der Propaganda und die Filmchen, die diese SmartBombs (man beachte allein diesen Namen) vor ihrem Volltreffer funken, wurden gerne gezeigt. Im Gegensatz zu den bekannten Massenbombardierungen, wirken Kriege heute durch die mediale Aufbereitungen wie scharfe chirurgische Eingriffe, die Zivilbevölkerung wird geschont. Aber allein über Vietnam wurden mehr Bomben abgeworfen, als im gesamten 2. Weltkrieg. Geschont wird die Zivilbevölkerung dabei auf keinen Fall.
Opfer Zivilisten 1. Weltkrieg: 10%
Opfer Zivilisten 2. Weltkrieg: 50%
Opfer Zivilisten Vietnamkrieg: 70%
Opfer Zivilisten Irak-Krieg: 90%
Auch hier zeigt die Propaganda ihre Wirkung, in dem US-Medien gerne die bei den Terroranschlägen getöteten Amerikaner als Rechtfertigung für ca. 100.000 Tote Zivilisten im Irak gegenüberstellen. CNN betonte nach jedem Bericht, der tote afghanische oder irakische Zivilisten zeigte, die durch fehlgeleitete Bomben oder Lenkwaffen umkamen, dass auch in Amerika Unschuldige ums Leben kamen. Hier kam der Tod aus der Luft, anonym durch fehlgeleitete Hi Tech Waffen oder falsche Planung, durch hypernervöse US-Soldaten (die entweder selbst Angst um ihr Leben hatten oder psychisch schon so weit über dem Jordan waren, das es ihnen egal war oder Spaß machte) oder Selbstmordanschläge. Die Frage, warum dies denn eigentlich so sein musste, sie wurde nicht gestellt.
Damit sich diese Frage möglichst wenige in der amerikanischen Bevölkerung stellen, das Ganze trotz steigender Opferzahlen von Zivilisten und eigener Soldaten noch ins Bild passt, stellen amerikanische Präsidenten die Sachlage gerne so dar, das ihnen keine andere Wahl bliebe, als in den Krieg zu ziehen oder ihn fortzusetzen. Töten im Namen des Friedens und der Freiheit. Alles andere, wie die vormalige Unterstützung der Gegenspieler (Bush sen. besuchte Noriega, Rumsfeld besuchte Saddam Hussein) wird weggelassen, es passt nicht in das Bild eines Friedensstifters und Freiheitskämpfers. Ein Vergleich mit Hitler (G.W. Bush über Bin Laden und Hussein) fehlt meist nicht, um das absolut Böse am Gegner und den Zwang sofort zu handeln hervorzuheben.
Die Kongressabgeordnete Barbara Lee war die einzige Abgeordnete die 2001 gegen die Kriegsermächtigung stimmte. Sie sagte: „Ich habe heute ein schweres Herz, ein Herz, das mit trauernder Sorge für die Familien und Lieben der Getöteten und Verwundeten dieser Woche angefüllt ist. Nur ein kompletter Narr oder ein extrem grausamer Mensch würde Trauer nicht verstehen, die unser Volk und Millionen in aller Welt beherrscht. Der 11. September hat die Welt verändert. Unsere tiefsten Ängste suchen uns heim. Dennoch bin ich überzeugt, dass ein militärischer Einsatz weitere Anschläge des internationalen Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten nicht verhindern wird. Diese Resolution wird beschlossen werden, obwohl, wie alle wissen, der Präsident auch ohne sie einen Krieg führen kann. Wie schwierig diese Abstimmung auch sein mag, einige von uns müssen auf Zurückhaltung drängen. Unser Land ist in Trauer. Einige von uns müssen sagen: Lasst uns nicht zu dem Übel werden, das wir beklagen.“
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