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Waldemar

Der kleine Unterschied

Und es gibt ihn doch. Den deutschen Antisemiten außerhalb von NPD und Kameradschaften. Claudia Roth hat ihn entdeckt. Er hört auf den Namen Bushido, verdient seine Brötchen durch Lärmgesang auf dem Sprachniveau der RTL-Nachmittage, ist nebenher burdazertifizierter Integrationsexperte. Unglücklicherweise jedoch kann er auch twittern und das tat er kürzlich mit einer eigenwilligen Landkarte, die einen Staat Palästina auf dem Territorium Israels zeigte.

Nun sagt einem die Logik, dass es zur Erreichung dieses Zieles der Vernichtung des Staates Israel bedarf, was ausnahmsweise auch die erkannten, die sonst Partnerschaften mit der Fatah pflegen, deren ausdrückliches Ziel, allen anderslautenden Gerüchten entgegen, eben jene Vernichtung ist oder nach gemäßigten Hamasniks suchen. Der Raprüpel mutierte flugs ob seiner Lust am Ausradieren zum idealen Antiaugstein. Haltet Bushido, den unrasierten Antisemiten, gewissermaßen, dann sieht man, dass der gebildete junge Mann im Anzug ganz anders ist. Besonders augenfällig dabei der Facebookabgeordnete Polenz mit seinem virtuellen Fanclub der unnachahmlichen Mischung aus Freunden der umbenannten SED, Islamfans aller Schattierungen und sonstigen Israelhassern. Sich gerade noch zu seiner Solidarität mit Augstein bekennend, erkannte er bei Bushido die Grenzen. Ein Skandal, erfuhr die Bild vom ihm, dass der Sangesfreund das Existenzrecht Israels in Frage stelle.

Bevor nun einer den Unterschied zwischen Augstein und Bushido in der Kleidung oder der Primitivartikulation suchte, gar einen versteckten Rassismus bei Polenz und der Betroffenheitsclaudia vermutete, ließe sich der Versuch unternehmen, den entscheidenden inhaltlichen Punkt zu finden.

Mit welchen Worten war Polenz noch zur Verteidigung Augsteins in einem Facebookkommentar in die Offensive gegangen? „Kritisiert wurde Broder, weil er Augstein einen Antisemiten genannt hat. Das ist angesichts der deutschen Geschichte so ziemlich der schlimmste politische Vorwurf, den man jemandem machen kann. Broder geht mit diesem Vorwurf außerordentlich freigiebig um“. Dies muss man sich schon mehrfach auf der Zunge zergehen lassen, weshalb Alan Posener im selben Thread konterte, weil die Deutschen ein paar Millionen Juden umgebracht hätten, dürfe nach Polenz Logik heute keinem Deutschen vorgeworfen werden, Antisemit zu sein. Wollte also man immun gegen den Vorwurf des Antisemitismus werden, sollte man sich eine Nazi-Vergangenheit anschaffen. Bei Engländern oder Franzosen wäre das, folgte man diesen kruden Gedankengängen, anders.

Da liegt der deutsche Hund begraben. Deutschland hat einfach den Antisemitismus in bislang unerreichte Größenordnung getrieben. Den hiesigen Maßstab, was Antisemitismus ausmacht, haben die Nazis gesetzt. Wie praktisch, sagt sich der gemeine Israelkritiker und bastelt eine grotesk unsinnige Kausalkette, die in Deutschland nur auf Begeisterung stoßen kann. Wer Antisemit ist, will Juden ermorden und ist damit Nazi. Juden gleich morden will er natürlich nicht, Nazi ist er auch nicht, daher kann er kein Antisemit sein. Das durchzieht zwischen den Zeilen fast alle Augsteinverteidiger, nur hat es keiner derart offen wie Polenz ausgesprochen.

Augstein verleumdet Israel, ausgerechnet von Deniz Yücel in der TAZ noch einmal treffend dargestellt, spielt mit alten antijüdischen Stereotypen, versucht durch den Einfluss des Spiegels Waffenlieferungen zur Selbstverteidigung zu unterbinden, nennt den einzigen Staat des Vorderen Orients, in dem Araber in einem stabilen demokratischen Rechtsstaat leben, einen Apartheitsstaat, tut alles um das Ansehen Israels zu untergraben, um die Bereitschaft Deutschlands für dessen Existenz einzustehen, immer weiter zu verringern. Er erfüllt seine Aufgabe, die zu unterstützen, die Israel von der Erde tilgen wollen, ob sie Hamas oder Fatah heißen. Aber er spricht es nicht aus, das böse Wort Vernichtung. Wer aber in diesem Land nicht ausdrücklich ausrotten ruft, kann nach den umwerfenden polenzschen Regeln nicht Antisemit sein. Bushido hat das nicht gerafft, seine Grafik setzt offen die Beseitigung des jüdischen Staates voraus. Also schließt die Claudia messerscharf, da ist er, der Antisemit. Dumm gelaufen für ihn. Eigentlich ganz einfach. Es hat eben seine Besonderheiten, Deutscher zu sein.

Darum war das mit der Integration noch nicht ganz perfekt. Dank der Naziverbrechen darf man zwar Israel verleumden, allen Lügen, Vorurteilen freien Lauf lassen und das legitime Israelkritik nennen, aber das Fordern der Auslöschung selber überlässt man getrost seinen nahöstlichen Teegesellschaften, Kooperationspartnern und sonstigen Freunden, für die man hier das Feld bestellt. Der Bambi kam einen Tick verfrüht für Bushido. Aber es lässt sich ja nachholen. Vom Augstein lernen, heißt sich richtig integrieren lernen.

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Auch veröffentlicht bei World-Media-Watch

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

Diskussionen

15 Gedanken zu “Der kleine Unterschied

  1. Was mich in all diesen deutsch-öffentlichen Diskussionen am meisten schockt, ist das schaurige intellektuelle Niveau der allermeisten Journalisten und Politiker. Es gibt in Deutschland so viele intelligente Menschen. Aber anscheinend ziehts kaum einen von denen in „was mit Medien“. Was wären wir heute ohne das Internet? Mir gruselt bei der Vorstellung.

    Verfasst von Feldheld | 17. Januar 2013, 20:18
  2. Für mich klingt das falsch, was Sie schreiben. Anachronistisch auf eine Art. Und wenn Sie Deniz Yücel in der TAZ wirklich gelesen hätten, dann kann ich mir nicht vorstellen, das Ihnen das gefallen haben kann. Suchen Sie doch mal die Gemeinsamkeiten, die Kommunikationsebene. Bei Ihnen hat man leider das Gefühl, Sie würden direkt drauf warten. Aber leider warten niemand auf Sie. Da muss man schon mal freundlicher anklopfen, wenn man junge Leute erreichen will. Oder wollen Sie nur lärmen?

    Verfasst von annelohr | 18. Januar 2013, 07:33
  3. Na ja, das ist ja insgesamt kein guter Artikel. Hier will ja nichts zum Besseren hin angemahnt, hier will einfach nur gepoltert, zugespitzt, radikalisiert werden. Zumindest kann man den Eindruck gewinnen. So wie eigentlich, wenn man sich die Mühe macht, jeder Artikel in diesem Blog mehr ein Schrei nach Aufmerksamkeit zu sein scheint, als das er einem Anliegen folgen würde. Dem Willen zum Beispiel eine Diskussion anzustoßen. Mit Menschen zu reden: Das hier ist eine Aufforderung zur Ghettoisierung letztlich. Es hat alles einen so unangenehmen Sound, selbst wenn man die Meinung des Autors teilt, was ich in Teilen sogar mache. Schade. Viel sinnloser Lärm um viel.

    Verfasst von Alex | 18. Januar 2013, 11:43
    • Setz Dir doch mal ein Lesezeichen, Alex, dann musst Du das Blog nicht immer über Google suchen und dabei irgendwas mit Wallasch eingeben. WordPress ist voll fies und zeigt das alles an.

      Verfasst von Waldemar Pabst | 18. Januar 2013, 11:54
      • ???
        Denn Über “Waldemar Papst” kommt man zu einer historischen Person. Über Antisem. zu allem Möglichen. Schlag mal was vor. Schwarz weiß ist auch nicht besonders hilfreich. Ihre Obsession “Wallasch” in Kombination ist da schon hilfreicher. 😉

        Verfasst von Alex | 18. Januar 2013, 12:25
  4. ???
    Denn Über „Waldemar Papst“ kommt man zu einer historischen Person. Über Antisem. zu allem Möglichen. Schlag mal was vor. Schwarz weiß ist auch nicht besonders hilfreich. Ihre Obsession „Wallasch“ in Kombination ist da schon hilfreicher. 😉

    Verfasst von Alex | 18. Januar 2013, 12:11
  5. Ps. Ein inhaltlicher Bezug zum „Kommentar“ wäre im Übrigen ggf. spannender gewesen, oder? 😉

    Verfasst von Alex | 18. Januar 2013, 12:12
  6. Ist es eigentlich erlaubt, zu fragen, wie Sie es mit Ihrem geschichtlichen Wissen moralisch vereinbaren können, sich als Pseudonym einen erbitterten Antisemiten der 20er und 30er Jahre zu wählen? Der gute Hauptmann (kurzzeitig während des reaktionären Kapp-Lüttwitz-Putsches Major) Waldemar Pabst hatte an seiner judenfeindlichen Einstellung niemals einen Zweifel gelassen, wenngleich er auch niemals Nazi war. Sein Wirken als radikaler Antibolschewist mag zu einer solchen Namensfindung berechtigen, Freunde Israels müssten aber bei der Nennung des Namens „Waldemar Pabst“ das Gruseln kriegen.
    (Einschuldigen Sie den kleinen Exkurs, in der Sache gebe ich Ihnen im Großen und Ganzen Recht)

    Verfasst von Atlanticus | 18. Januar 2013, 12:30
    • Die Frage ist berechtigt und es kann nicht verhehlt werden, dass der Name natürlich einen gewissen Gruselfaktor hat. Wie man zu seinem Namen kommt, hat meist einen privaten Hintergrund, sogar in der virtuellen Scheinwelt. Es soll übrigens Leute geben, die wirklich so heißen. Leben so ist, wer gänzlich unambitioniert ist und nur aus reinem Spaß schreibt, kann es sich leisten, diesen Namen zu tragen.

      Der historische Pabst allerdings war Pragmatiker und ein Kind seiner Zeit. Wenn man versucht, wie sein Biograf Gietinger, unbedingt Judenfeindlichkeit zu finden, dann stößt man sicher auf die eine oder andere kleine Textstelle, die wenig erbaulich ist, es bleibt zu befürchten, dass man bei anderen noch ganz anderes findet aus dieser Zeit, je nachdem, ob man sucht, bzw. suchen will. Ich erinnere da vorsichtig an Rudolf Steiner, aber es gibt noch unendlich viel mehr. Ich wage die Behauptung, es gehörte in den 20er Jahren zum guten Ton der gesamten deutschen Gesellschaft, nur wollte das nach ’45 keiner mehr erinnern. Pabst, das musste ihm selbst Gietinger widerstrebend attestieren, hatte jedenfalls keinerlei Berührungsängste. Der Leutnant Liepmann, der zu seinem Kommando gehörte und Karl Liebknecht erschossen hat, war ebenso Jude, wie Fritz Grabowsky, der als engster Mitarbeiter von Pabst in jenen Tagen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Garde-Kavallerie-Schützendivision machte (war schon modern, der Laden). Ottmar Strauss wurde einer der Hauptfinanziers der Umtriebe Pabsts in den 20er Jahren, von diversen Verhältnissen einmal abgesehen (Rassenschande war garantiert nicht sein Problem). Ich glaube, Pabst teilte die Menschen in genau zwei Kategorien ein, Bolschewisten und Antibolschewisten. Da kannte er wenig Grautöne. Welcher Herkunft die Menschen waren, war ihm meines Erachtens eher egal.

      Da ich mich naturgemäß schon etwas näher mit ihm beschäftigt habe, habe ich auch zu diesem Thema geschrieben. Wo ich politisch stehe, lässt sich unschwer aus meinen Texten erkennen.

      https://schwarzoderweiss.wordpress.com/2012/01/15/waldemar-pabst-oder-nur-der-vollendete-mord-schafft-die-ikone/

      Verfasst von Waldemar Pabst | 18. Januar 2013, 13:31
  7. Danke für Ihren Artikel.

    Darf ich einen bescheidenen Wunsch aussprechen?

    Anfangs erwähnen Sie die SPD-kompatible Fatah „deren ausdrückliches Ziel, allen anderslautenden Gerüchten entgegen, eben jene Vernichtung [Israels] ist“. Sollte man hier nicht deutlich machen, daß keiner auf „Gerüchte“ angewiesen ist?

    PA-Präsident Mahmoud Abbas, Sie wissen ja, „unser Partner für den Frieden“, der gute Mensch von Ramallah – im Gegensatz zum bösen Hamas-PM Ismail Hanije –, hat zur 48. Jahrfeier seiner Fatah ein Logo gewählt, das genauso aussieht wie Bushidos Landkarte.
    Siehe dazu Israelnetz, 18.12.2012:

    « Neues Fatah-Logo zeigt „Staat Palästina“
    RAMALLAH (inn) – Anläßlich ihres 48-jährigen Bestehens hat die Fatah ein neues Partei-Logo veröffentlicht. Es eliminiert den Staat Israel und bezeichnet das gesamte Gebiet vom Mittelmeer bis zum Jordan als „Staat Palästina“.

    Schwarz-weiß, in den Farben des traditionellen palästinensischen Kopftuchs, ist das Gebiet markiert. Von Israel ist keine Spur zu sehen. Neben einem palästinensischen Staat zeigt das neue Logo außerdem den Felsendom auf dem Jerusalemer Tempelberg, eine weiße Taube mit Fußfesseln, einen Gewehrschaft und einen Schlüssel. Er soll das Recht der palästinensischen Flüchtlinge auf eine Rückkehr ins Land symbolisieren. Die Worte „Staat und Sieg“ prangen am unteren Rand des Abbildes. »

    Darauf geht auch Broder in seinem Artikel „Boah, die traut sich was!“ (Die Achse des Guten, 16.01.2013) kurz ein:

    « Nun hat die Fatah, die noch pragmatischer als die Hamas ist und vielen hierzulande geradezu als „moderat“ gilt, zur Feier des 48. Jahrestages ihrer Gründung ebenfalls ein „Palästina“-Logo vorgelegt, das, wie es in einem Bericht vornehm heißt, „ganz Israel abdeckt“, also das „zionistische Gebilde“ von der Landkarte entsorgt hat. »

    Doch schon im nächsten Artikel zu diesem Thema („Voll integriert“) für die vielgelesene Weltwoche, 17.01.13, verzichtet Broder auf den Hinweis auf die Fatah.

    Die sonst wunderbare Jennifer Nathalie Pyka bringt es im Zusammenhang mit Bushido (Jüdische Allgemeine, 7.01.2013: „Tweet ohne Israel“), fertig, die Hamas allein zu erwähnen. Wörtlich schreibt sie:

    « (…) Dort nämlich nutzt er eine Landkarte als Profilbild. Genauer: eine mit „Free Palestine“ betitelte Nahostkarte, auf der man kein Israel, dafür aber einen Palästinenserstaat vom Jordan bis zum Mittelmeer ausmachen kann. Ganz so, wie es auch der Hamas genehm wäre. »

    Was hätte es gekostet, zu schreiben: „Ganz so, wie es auch der Hamas und der Fatah genehm wäre.“?

    Worauf ich hinaus will? Schauen Sie, das Bushido-Affärchen bietet die goldene Gelegenheit, ganz ungezwungen, wie nebenbei, über die Fatah aufzuklären. Möglicherweise halten viele Leute die Gleichsetzung von Fatah und Hamas für „zionistische Propaganda“. Jetzt halten wir den Beweis in der Hand: die Karte von Bushido hier, die Karte der Fatah dort.
    Würden Sie, würden Broder, Buurmann, Casula u. a., einen Beitrag dazu schreiben, der es bis zur „Welt“ schaffte, dann würden bald weitere Stimmen im Echo antworten. Wäre es nicht schön, wenn der SPD-Kanzlerkandidat sich bei ARD/ZDF zu der Fatah-Karte äußern müßte? Wenn auch er klarstellen müßte, ob er eine Zweistaaten-Lösung ablehnt? (Siehe dazu der Grüne Omid Nouripour: „Bushido muß dringend klarstellen, ob er eine Zweistaaten-Lösung ablehnt.“)
    Damit wäre Israel geholfen. Mit solchen Mitteilungen ist Israel zu helfen.

    http://www.israelnetz.com/arabische-welt/detailansicht/aktuell/neues-fatah-logo-zeigt-staat-palaestina/#.UPHuFfIpAfQ

    Verfasst von Jole | 20. Januar 2013, 23:07
  8. Thank you!

    Verfasst von Jole | 21. Januar 2013, 00:48

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