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Waldemar

Hinfort mit Frau Schavan

Damit kein Missverständnis aufkommt, meine Ansicht zu Plagiatsjägern hat sich nicht geändert. Es bleiben neidfrustrierte Gestalten mit der deutschesten aller Gesinnungen, der petzenden Blockwartmentalität. Natürlich ist auch ein gerütteltes Maß an politischer Absicht dabei gewesen, liberale und konservative Politiker zu diskreditieren. Leute wie Fischer-Lescano und andere, die sich in der Sache Guttenberg outeten, sind nicht zufällig bei der politischen Linken zu finden. Der Ekel ihnen gegenüber bleibt, unabhängig von der Sicht auf die Personen, über die sie herfielen.

Den Fall Schavan unterscheidet von allen anderen vor allem Dreierlei: Die Hartnäckigkeit, mit der die Ministerin schon seit langem versucht, den Doktortitel zu behalten, die seltsame Milde, mit der sie bisher behandelt wurde und das Ministeramt, das sie bekleidet, ausgerechnet zuständig für die Wissenschaft, was dem Ganzen eine leicht groteske Komponente gibt.

Menschlich verständlich ist es schon, sich an den Titel zu klammern. Bildungspolitik ist ihre Profession, wenn der Titel, der ihr die Autorität in dieser Sache verlieh, sich am Ende wie eine Seifenblase verabschiedete, dann wäre gleich die ganze Lebensleistung kurz vor Erreichen des Rentenalters perdu, jedenfalls in der Rückschau der Historiker. Tut schon weh. Andererseits, bissig formuliert, im Strafrecht gilt reuelose Einsichtsverweigerung als strafverschärfend. Der Guttenberg wird noch heute im Fernsehen mit seinem ersten verunglückten Dementi vorgeführt, obgleich er dann doch aus eigenem Antrieb auf die Dissertation verzichtete und trotz einer nach wie vor in der bundesdeutschen Geschichte beispiellosen Solidaritätswelle der einfachen Menschen dieses Landes, die andere Prioritäten als akademische Titel haben, richtiger Weise sich freiwillig auch vom Amt verabschiedete.

Apropos der Guttenberg, da war doch was. Gab es nicht eine Parteifreundin und Ministerkollegin, die sich mitten in der heftigen Diskussion, ob ein von den Menschen im Land und seinen Soldaten gewollter Verteidigungsminister trotz des Makels im Amt bleiben könne, ausgerechnet in der unionsfeindlichen Süddeutschen zu Wort meldete und neben bedeutungsschwangeren Erklärungen zur Wissenschaft als solcher meinte, die folgende grandiose Aussage loswerden zu wollen: „Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich“? Richtig, diese Dame mit dem ersten Stein gab es, Annette Schavan hieß sie und sie warf ihn mit der ganzen Autorität ihrer wissenschaftlichen Karriere. Neben der traurigen Tatsache, dass sie politisch massiv zur Sozialdemokratisierung von Unionsinhalten beitrug und damit am Substanzverlust der Partei erheblichen Anteil hat, dürfte diese intrigante Illoyalität Guttenberg gegenüber die Vorsicht, mit der Medien und die anonymen Mogelleiensucher im Netz sie bislang anfassten, erklären. Einige von ihnen wollten nicht einmal die Ergebnisse öffentlich machen. Unter normalen Umständen wäre sie seit langem rücktrittsreif gewesen. Das Argument, sie hätte weniger oft plagiiert und vor allem nicht so offensichtlich, weil sie sich immerhin die Mühe machte, das Abgeschriebene umzuformulieren, entbehrt ja nicht einer gewissen komödiantischen Komponente. Nein, sie passte halt nicht wirklich in das Schema der Politiker, die man zur Strecke bringen wollte, schon gar nicht nach ihrer freundlichen Kollaboration im Falle Guttenberg.

Das allerdings ist nun vorbei. Das Urteil ihrer Universität ist einfach vernichtend. Natürlich steht ihr der Rechtsweg offen, nur hat das nichts mit Politik zu tun. Sie ist eben (gottseidank) nicht Verteidigungsministerin mit der Verantwortung, unseren Soldaten in Afghanistan die besten Möglichkeiten zu verschaffen, gegen die Taliban zu kämpfen, wofür es völlig gleichgültig war, wie Jahre zuvor eine Promotion zustande kam, sondern die Ministerin für Wissenschaft. Rein hypothetisch letztlich die Fragestellung, ob die Annahme des Verdiktes von Düsseldorf oder das Klagen dagegen sie im Umgang mit der akademischen Welt mehr der Lächerlichkeit preisgäbe, Tatsache ist, dieses Amt kann sie schlicht nicht mehr ausüben. Eine Dauerwitzfigur im Ministerbüro bis September ist es, was sie bestenfalls werden könnte.

Zwar hat jeder das Recht, sich selber so lächerlich zu machen, wie er möchte, aber es gibt andere, die für das Ansehen von Regierung und Partei zuständig sind. In einem Wahljahr wohlgemerkt. Ginge sie jetzt, wäre sie eine Fußnote, eine Lücke hinterliesse sie im Bewusstsein der Bürger nicht, den Inhalten der CDU könnte es nur förderlich sein, keine wirkliche Beschädigung im Wahlkampf entstünde. Bliebe sie, würde sie zum genüsslichen Dauerthema. Mit jedem weiteren Tag im Amt nimmt von jetzt an der Schaden zu. Das ist die objektive Tatsache, egal, ob man sie mag oder nicht. Danach und nur danach bemisst sich, was aus Sicht der Partei zu veranlassen ist. Frau Schavan muss gehen. Besser gestern als heute.

Ob ich vielleicht als damaliger Guttenbergunterstützer eine klammheimliche Schadenfreude empfinde? Nein, ganz sicher nicht. Nix klammheimlich nämlich, ganz offen. Das bekenne ich freimütig.

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Auch veröffentlicht bei cdu-politik.de

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

Diskussionen

8 Gedanken zu “Hinfort mit Frau Schavan

  1. Es will mir scheinen, dass es ziemlich gleichgültig ist, ob Frau Schavan ihren Titel behält oder nicht. Viel wichtiger ist, dass sie in ihrer Dissertation offensichtlich MURKS abgeliefert hat. Und da sie seit vielen Jahren immer EXZELLENZ in Wissenschaft und Bildung gefordert hat, ist die Diskrepanz zwischen diesen Forderungen und eigenem Tun so groß, dass jede Glaubwürdigkeit dahin ist. Da kann es denn nur den Rücktritt geben.

    Verfasst von yoyojon | 8. Februar 2013, 12:38
  2. Viel dramatischer ist doch, daß, wenn Schavan tatsächlich Murks abgeliefert hat, dieser vom Promotionsauschuß der Uni Düsseldorf dennoch als mindestens ausreichend zur Erlangung der Promotion angesehen wurde.

    Was sagen also all die Plagiatsfälle eigentlich über die Universitäten hierzulande aus? Darüber wird für meinen Geschmack auffällig laut geschwiegen hierzulande?

    Verfasst von Gort | 8. Februar 2013, 12:46
  3. Ob Frau Schavan Murks geliefert hat bzw. ob sie Murks jenseits des Murks-Standards abgeliefert hat, der an geisteswissenschaftlichen Instituten Gang und Gäbe ist, wird niemand hier wissen können.

    Es gibt nicht den geringsten Anlaß, einem Gremium an der Uni Düsseldorf einfach so zu vertrauen. Hab übrigens selbst ein paar Semester Pädagogik in Düsseldorf studiert. War eins der absurdesten Erlebnisse meines Lebens.

    Verfasst von Feldheld | 9. Februar 2013, 00:01
    • Das glaube ich sogar gern, ändert aber nichts an der politischen Bewertung. Frau Schavan ausgerechnet in diesem Amt ist mit dem Verdikt aus Düsseldorf, unabhängig ob es berechtigt oder nicht ist, ab sofort völlig entwertet und eine politische Last. So sind sie, die Gesetze der Politik in der Mediengesellschaft. Das kann man beklagen, aber nicht ändern, wer Politik macht, muss die „Naturgesetze“ der Politik akzeptieren und mit ihnen arbeiten, sonst geht er unter. Ergo ist der Preis den sie wie die Partei zu zahlen hat, umso geringer, je eher sie reagiert. Das alles hat mit der Promotion und wer welche Verantwortung dafür trägt, gar nichts zu tun.
      Dass ich subjektiv bin und bei aller Verachtung für dieses ganze Plagiatsgraben es dieser Frau von Herzen gönne, gebe ich allerdings auch zu. Ich habe da ein Guttenbergtrauma, durch den habe ich dies Texte schreiben erst angefangen 😉

      Verfasst von Waldemar Pabst | 9. Februar 2013, 00:11
      • Wir haben heute den mit Abstand schlechtesten aller Kanzler, weil derzeit Leute wie Sie, die vor der scheinbaren Macht der Medien einknicken, in den Parteien des „geringeren Übels“ dominieren.

        Liberalismus und Konservatismus werden an dem Tag in Deutschland wieder Wähler gewinnen, an dem die Konservativen und Liberalen wieder erkennen, daß ein guter Politiker von den Medien gehaßt wird und daß ein Politiker, der von den Medien geliebt wird, IMMER ein schlechter Politiker ist. Ein erfolgreicher Konservativer oder Liberaler MUSS mit den Medien in stetem Kriegszustand leben. Dann und nur dann kann er Erfolg haben.

        Verfasst von Feldheld | 9. Februar 2013, 18:09
      • D’accord. Aber das trifft auf diesen Fall nicht zu. Man kann nicht jede Position halten, die Kriegsgeschichte ist voller Beispiele. Diese Position war nunmehr unhaltbar.
        Im übrigen hat die Schavan den Konservativen mit ihrer Politik nur Kummer gemacht.

        Verfasst von Waldemar Pabst | 9. Februar 2013, 18:17
      • Haben Sie gelesen, was Biedenkopf in der Welt zum Titelenthebungsverfahren schrieb?

        Wenn hier jemand Angriffsfläche bietet, dann die Aktivisten an der Uni Düsseldorf!

        Wenn Schavan den Konservativen ein Dorn im Auge ist, dann soll man sie deshalb feuern. Signale der Eierlosigkeit gegenüber der linksgrünen Medienmajorität gibts schon so genug.

        Verfasst von Feldheld | 10. Februar 2013, 15:20
  4. Und nun ist sie zurückgetreten.

    Verfasst von Waldemar Pabst | 9. Februar 2013, 14:03

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