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Waldemar

ILA: Technologie, Windmühlen und die Lust am Fliegen

Die Antonow An-225, das größte Flugzeug der Welt war zu Gast bei der ILA in Berlin.

Nüchtern gesehen ist die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung, kurz ILA oder Berlin Air Show genannt, eine defizitäre Technologiemesse inmitten von Technikfeindlichkeit und wenig nachhaltigen Windmühlen, auf dem Gelände eines Flughafens, den es gar nicht gibt, weshalb er es bislang nur zur Satireberühmtheit gebracht hat. Die Berlin Messe und der xte Chef jenes BER-Phantoms bemühen sich konsequenter Weise auch nach Kräften darum, sie loszuwerden. Wenn Farnborough und Paris ohnehin bedeutender sind, warum sollte Deutschland eigentlich auch noch so eine Messe haben? Peinlich genug, dass wir gleichberechtigter Teilhaber von Airbus sind, müssen wir das auch noch vorführen, wäre nicht für Germanistan eine Ausstellung staatlich subventionierter naturbeheizter Erdhöhlen viel angemessener?

Das Schöne ist, es gab 180.000 Menschen, die diese Nüchternheit nicht hatten, die an fünf Veranstaltungstagen das 250.000 qm große Berlin ExpoCenter Airport besuchten, um die Exponate von 1000 Ausstellern aus 41 Staaten zu betrachten, Menschen, denen das Geräusch tief fliegender Kampfflugzeuge wie Musik klingt und die tief einatmen, wenn der wundervolle Geruch von Kerosin die Nasen kitzelt. “Best ILA ever” nannte Volker Thun, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, die Tage vom 25. bis 29. April; jene, die die ILA nach 2020 beenden möchten, des Defizits, des angeblichen Flächenbedarfs des angeblichen BERs wegen und weil ein solches Spektakel der Zukunft wahrscheinlich einfach nicht in das Konzept der failed City Berlin passt, werden es nicht gern vernommen haben.

Die ILA macht es ihren Gegnern schwer

Präsentation der Luftwaffe auf der ILA: Tornado, Eurofighter Typhoon und Airbus A310-304 im Überflug.

Die ILA hat es in der Tat in diesem Jahr ihren Gegnern schwer gemacht. Sie war ein Magnet, sie hat gezeigt, wie viel Technologe doch noch in Deutschland steckt, dass die Träume der Raumfahrt noch immer nicht ausgeträumt sind, dass Airbus unglaubliche Flugzeuge zu bauen vermag, mit denen das Kopf-an-Kopf Rennen mit Boeing erfolgreich weitergeführt werden wird. Sie war aber auch ein stiller Kampfplatz, was nur Wenigen bemerkbar wurde. Ein Kampfplatz um die zukünftige Ausrichtung der deutschen Luftwaffe, deren Nichteinsatzfähigkeit in den Tagen danach erst richtige Schlagzeilen machte.

Auch wenn der Besucher bestätigen kann, dass mehr als vier Eurofighter in der Luft gesehen wurden, so ist die katastrophale Ersatzteillage evident und der Tornado als Jagdbomber nicht weniger veraltet, als der russische Schrott über Syrien. Es bedarf der Entscheidung, erheblich zu investieren und mindestens dem Tornado einen Nachfolger zu geben. Hat man in den vergangenen Jahrzehnten auf die Entwicklung europäischer Technologie gesetzt, muss man heute konstatieren, dass dies zumindest ein Teil des Problems darstellt, mit dem die Bundeswehr konfrontiert ist. Seehubschrauber, die nicht über das Wasser fliegen dürfen, Kampfhubschrauber, denen ab und an der Rotor wegfliegt, vor allem das unglaubliche Desaster des A 400 Transportflugzeuges, das ein Jahrzehnt zu spät geliefert noch immer nicht die Transall ersetzen kann, geben der Airbus-Militärsparte wenig gute Zeugnisse.

Der Eurofighter ist ein gutes Flugzeug, aber auch er, ursprünglich als Jäger 90 konzipiert, kam zu spät und hatte bereits bei seiner Einführung das Manko, keine Stealthtechnologie zu besitzen. So ist die amerikanische F-35 ins Gespräch gekommen, zum Schrecken des Airbusvorstandes, der am Vorabend der ILA einen langen Vortrag über die Notwendigkeit europäischer Technologie hielt und die üblichen Luftschlösser bis 2040 in Aussicht stellte.

Erstmals in Deutschland: Die amerikanische F-35. Bald vielleicht häufiger zu sehen?

Die amerikanische F-35 erstmals in Deutschland. Die Luftwaffe würde sie gern als Ersatz für den Tornado anschaffen. Die Bundeswehrführung sträubt sich.

Für den Besucher war es von Vorteil: in seltener Größenordnung präsentierte sich die Luftwaffe mit Flugzeugen und erstmals ließen sich zwei Exemplare der F-35 bewundern. Sie wären ein Schritt in eine wieder halbwegs verteidigungsfähige Zukunft, man könnte mit ihnen das unverzüglich haben, was Airbus in 25 Jahren eventuell liefern würde. Die Hoffnung ist gering, die Haltung der Ministerin für Verteidigungsunfähigkeit zugunsten der europäischen St. Nimmerleinstag Lösung blickte schon durch, auch die Leistungsschau der Luftwaffe bei gleichzeitiger Einsatzunfähigkeit weckt den Verdacht, dass es nicht in die Richtung real existierender US-amerikanischer Spitzentechnologie gehen wird.

Die ILA ist ein Ort der Lust am Fliegen

Wie immer gab es auf der ILA auch waghalsige Luftshows. Hier im Bild ein deutscher Eurofighter.

Aber die ILA ist eben nicht nur eine Messe für Innovation, Geschäft und Zukunftsentscheidungen. Sie ist ein berauschender Ort der Lust am Fliegen. Sie ist ein haptischer Ort, wo sich die Luftfahrt sehen, anfassen, hören, schmecken und riechen lässt. Das zieht am Wochenende zum Schrecken der Grünlinge die Menschenmassen an, bewegt sie, sich stundenlang anzustellen, Hunderte Kilometer zu fahren, das Gesicht dem Sonnenbrand zu übergeben, ohne aufhören zu können, nach oben zu starren. Wer auch immer einst das Gelände geplant hat, muss entweder seine Aufgabe gehasst haben oder nichts von Himmelsrichtungen verstanden, wer den Vorführungen folgt, starrt unweigerlich in die Sonne, wer fotografiert sollte ein Händchen für Gegenlichtaufnahmen haben.

Auswärtigen Besuchern, die etwas Geld investieren können, sei empfohlen, sich die Karten online zu kaufen, das erspart zumindest das Anstellen vor den Kassenhäuschen, allerdings müssen beim Onlinekauf auch Schüler und Studenten den vollen Preis bezahlen. Ebenso kann man die lästigen stauträchtigen Feldwege mit Polizei und Parkwächtern, die einen auf die Wiesen im Nirgendwo leiten, um dann Fußmärsche anzutreten, vermeiden, in dem nach Schönefeld gefahren wird, im Parkhaus für 34 Euro das Auto untergebracht, um mit dem Shuttlebus kostenfrei zum ILA Gelände zu gelangen. Wenn einem allerdings das Donnern der fantastischen spanischen Kunstflugstaffel dort in die Ohren dringt, weiß man, dass man den ersten Höhepunkt verpasst hat.

Eine Demonstration der Airbus-Fähigkeiten

Der Airbus A350 lieferte auf der ILA eine beeindruckende Demonstration seiner Fähigkeiten.

Was Airbus militärisch nicht kann, zeigte es zivil in höchster Potenz. Schwer zu übertreffen auch in diesem Jahr die Flugvorführung des A 350, ein Flugzeug, das Eigenschaften hat, die man physikalisch nicht für möglich hält. Vom steilen Start bis zu Langsamflugeigenschaften, bei denen man nicht glauben kann, dass der Vogel nicht abschmiert. Diese Maschine ist ein großer Wurf, der Airbus Zukunft sichern wird. Der Luxus der A 380 ließ sich von Innen dank Emirates bewundern, überhaupt war es die Messe der großen Exponate. Boeing mit der 747-800, war durch die Lufthansa im neuen Design vertreten.

Der absolute Star aber kam aus der Ukraine, die Antonov An 225, das einzige Exemplar des größten Flugzeugs der Welt machte die Zuschauer am Wochenende glücklich. Der gewaltige Transporter, der von Frachtstück zu Frachtstück um die Welt fliegt, konnte bestaunt werden und ganz Glückliche wurden am Ende des Massetages hineingelassen. Ob es einen Zusammenhang damit gibt, dass in China Überlegungen angestellt werden, das Flugzeug neu aufzulegen, bleibt dem Laien unbekannt.

Ein Traum für Oldtimer-Freunde

Auch Oldtimer-Freunde kamen auf ihre Kosten: eine Lockheed P38 Lightning zeigt was sie kann.

Moderne Leichtbaukunstflugzeuge zeigten Figuren, die nicht mehr nachzuvollziehen sind. Der Freund der Oldtimer aber kam besonders auf seine Kosten. Dank der Flying Bulls war in diesem Jahr neben anderen eine Lockheed P38 Lightning zu sehen, der Gabelschwanzteufel, wie ihn die Deutschen nannten, der erste amerikanische Langstreckenjäger des Krieges, ein umwerfend schönes Design. Lightnings schossen 1943 den japanischen Admiral Yamamoto ab, in einer Lightning starb „Der kleine Prinz“-Autor Antoine de Saint-Exupéry im Folgejahr den Fliegertod. Ihre Vorführung ließ das Herz des Flugzeugfans klopfen, den Atem stillstehen.

Ist die russische Luftwaffe auch nicht mehr aktuell vertreten, so gab es zwei ganz besondere Ausstellungsstücke, eine YAK 3, die sich mit einer australischen CA-13 Boomerang eine Luftkampfshow über dem A 350 auf der Landebahn lieferte, vor allem aber eine von nur zwei flugfähigen Il-2 Sturmovik, dem fliegenden Panzer. Ein Flugzeug, das 1943 abgeschossen wurde, 70 Jahre in einem Sumpfgebiet lag und heute wieder flugfähig ist, was jeder bewundern konnte.

Ein kleiner Wermutstropfen dieses Jahres war es, dass die Messerschmitt-Stiftung nicht vertreten war. Alle drei Me 109 sowie die Me 262 Replika sind offenbar zur Zeit in der Werkstatt. Die Bundeswehr bildete natürlich den Abschluss. Es mag sein, dass sie alle flugfähigen Exemplare dafür zusammengezogen hatte, aber wenn zum Walkürenritt die Hubschrauber im Tiefflug kommen, ist der Alltag vergessen. Für die Hallen blieb kaum Zeit.

Auf ein Wiedersehen zur ILA 2020, vom 13.05. bis zum 17.05.

Erschienen am 06.05.2018 bei Ruhrbarone

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

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