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Waldemar

Let’s Roll

9/11

ist der Moment, als fast beiläufig ein guter Kunde aus Göttingen, der eine Sonderbestellung aufgab, es war die wunderbare Zeit des Großhandels, mir am Telefon erzählte, in New York wäre ein Flugzeug ins World Trade Center gestürzt, worauf wir Radios anmachten, um gerade noch zu verfolgen, dass ein zweites hineinflog und kein Zweifel bestand, dies würde Terror sein;

ist der Moment, als ich, es muss um dieselbe Zeit gewesen sein, da über Shanksville die Passagiere von United 93 den Kampf gegen das religiöse Verbrechertum zu Ende führten, aus dem Fenster meines Büros schaute, es war ein sehr schönes Büro, über die Eisenbahngleise, die davor lagen, in einen grauen Himmel; es mir vorkam, als wäre die absolute Stille über die Welt gefallen, als hätte alles aufgehört, was sicher der Autosuggestion geschuldet war, nachdem zuvor die Meldungen sich überschlagen hatten und es kaum zu glauben war, was sich abspielte;

ist der Moment, als mich am nächsten oder übernächsten Morgen die Augen des absoluten Bösen anstarrten, vom Titelblatt der Bildzeitung, die Augen der Unmenschlichkeit dessen, der der Anführer der Massenmörder zu seines Gottes Erbauung war, darunter das Wort Hamburg zu lesen, ein Schock, fast wie der Anschlag selber. Was weit in New York geschehen war, wurde geradezu vor der Haustür geplant

ist die Erinnerung an meinen ersten Flug in einem Verkehrsflugzeug, einer 707 der PanAm, ich flog mit meiner Oma nach New York am 12. Juli 1971, wir kreisten über der Stadt eine Stunde und ich wollte das größte Gebäude der Welt sehen, das Empire State Building. Doch so sehr ich aus dem Fenster spähte, in meine Augen fielen immer wieder zwei Türme am Ende Manhattans, von denen ich nichts wusste, an denen noch gebaut wurde und die alles überragten. Das World Trade Center, das war mein erster, unauslöschlicher Blick auf New York. Eine immer schmerzende Wunde, es nicht mehr dort zu wissen, die ich seit jenem Dienstag fühle;

ist die Erkenntnis, dass nichts dergleichen passierte, was für mich an diesem Tag des Wissens über die Bedeutung Hamburgs selbstverständlich schien. So wie ich nach den entsetzlichen Morden von Mölln einige Jahre zuvor das erste und einzige Mal an einer Lichterkette teilgenommen hatte, obgleich ich nichts als die deutsche Herkunft mit den Mördern gemein hatte, erwartete ich, dass die muslimischen Gemeinden von Hamburg sich mitverantwortlich fühlen würden, dass die Täter des Grauens von New York, Washington und Pennsylvania aus ihren Reihen kamen und ihrerseits ohne Wenn und Aber eine Form des Trauerns präsentieren würden. Heute finde ich es wahnsinnig naiv, ich hatte das wirklich fest geglaubt. Was kam, war nur lautes Selbstmitleid darüber, dass man sie schief ansehen könnte. Es markiert einen Bruch in mir, es gibt kein „wir“ über die Glaubensgrenzen hinweg mit den wirklich Frommen dieser Religion, sondern für jene nur ein „wir“ und „ihr“;

ist für immer United 93, sind die Frauen und Männer, die in der Erkenntnis der Aussichtslosigkeit ihrer Situation handelten, den Anschlag auf das Weiße Haus oder das Kapitol verhinderten und ihr Leben gaben. Es ist wie eine Besessenheit, niemals kann ich, der Flugzeugliebhaber, der immer nach oben schaut, wenn er den Klang der Motoren hört, eine Boeing 757 sehen, ohne an Flug 93 zu denken, an Todd Beamer, Tom Burnett, Louis Nacke, CeeCee Lyles, Jeremy Glick und Sandra Bradshaw, an alle anderen, die aufstanden. Siebzehn Jahre lang dauert der Krieg, den Bin Laden der freien Welt erklärte, siebzehn Jahre mit Erfolgen und Niederlagen, mit wechselnden Schauplätzen und ohne die Aussicht eines Endes, denn es ist ein langer Verschleißkrieg der mittelalterlichen Vorstellungen gegen all that ist good and just in our world. All jenen, die zweifeln, ob man kämpfen muss, all jenen, die kleinmütig sind, all jenen, die Verständnis für den Feind haben, all jenen, die den Antiamerikanismus und den Antisemitismus in ihrer DNA haben, all jenen rufen wir sie zu, die Parole der Zivilisation:

Let’s roll!

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

Diskussionen

3 Gedanken zu “Let’s Roll

  1. Tja, schlimm… nur dass die Schuldigen woanders sitzen. False Flag, um all die Kriege mit Hunderttausenden Toten zu rechtfertigen. Wir sollten denen gedenken, denn die Mörder sind immer die selben!

    Verfasst von Bernd Hedrich | 11. September 2018, 15:42
  2. Oh je, wenn Sie wenigstens ein bisschen was ein Schreibtalent hätten …

    Verfasst von am Arsch | 18. Oktober 2018, 10:55

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