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Waldemars Altarchiv

Bücher, die die Welt nicht braucht

Wenn zum Lieblingsthema des Sachbuchmarkts gar nichts mehr einfällt, was schlagzeilenträchtig und verkaufsfördernd sein könnte, weil Guido Knopp bei der Recherche zu „Von Hellrot nach Schwarzbraun, Evas Nagellack im Lichte der Kriegslage“ ins Stocken gekommen ist, dann kommt unweigerlich die „Mein Kampf“ Diskussion. Nun soll nicht abgestritten werden, dass es in den letzten beiden Jahrzehnten brillante Neuerscheinungen zum Thema gegeben hat, die mit bislang unerforschten Teilaspekten den Erkenntnishorizont zu erweitern vermochten; insbesondere, aber nicht nur zu Genesis und Organisation der Endlösung und zur Verstrickung der Wehrmacht, Namen wie Browning, Goldhagen, Longerich, Aly, Lozowick und viele mehr stehen dafür, hätten Wette, Benz und Gerlach nicht unbedingt ihr ideologisches Weltbild gleich mit vermitteln wollen, wären sie sicher auch dabei. Allein das xte Berghofidyll um Familie Nazi, die privaten Lebensgewohnheiten sattsam bekannter Führungsfiguren, samt Frau und Kinderschar gehören nicht dazu und – „Mein Kampf“ erst recht nicht.

Der Erkenntnisgewinn hält sich schon deshalb in sehr engen Grenzen, weil es eigentlich unlesbar ist und das liegt nicht nur am Sütterlin. Letzterer Hinweis, weil, seien wir ehrlich, jeder, der unbedingt den Versuch machen will, es zu lesen, auch sein Exemplar in irgendeinem Familienkeller findet. Dazu braucht er keine kommentierten britischen Auszüge zu kaufen. Die einst gedruckte Auflage war groß genug, um in ausreichender Anzahl bis heute zu überleben. Allein, Bewunderung der Frau Zehnpfennig, die in der Welt zum besten gab, das Buch hätte eine klare Systematik und würde Hitler verständlich machen, ich gestehe meine Unfähigkeit es zu lesen ein und ich habe es ehrlich versucht. Und wenn, um Waldemar Pabst zu zitieren, so wie er aussah und redete, die Leute ihn auslachten, was zwar für den Zeitgenossen leider nicht zutraf, wohl aber für den Nachgeborenen, dann kann man diesem Zitat noch anfügen, so wie er schrieb, konnte keiner die ersten 50 Seiten packen. Und um nicht mich zum Maßstab der Dinge zu machen, gab es da jemanden, die voller begieriger Neugier auf die grausige braune Zeit auf Großvaters Erbstück traf und sich hinein stürzte, das Unerklärliche zu verstehen, stolz anfangs von den Fortschritten berichtete, auch wesentlich weiter kam, als ich je gelesen hatte, aber dann doch kleinlauter wurde und am Ende gestand, es auch nicht geschafft zu haben. Es geht einfach nicht und zu den wenigen Ausreden, die ich meinen Deutschen glaube, gehört, sie hätten nicht gewusst, das alles Grauenvolle schon in „Mein Kampf“ gestanden hatte, weil sie es nicht gelesen hätten.

Den Nationalsozialismus versteht man durch den Besitz dieses Buches nicht, ich glaube nicht einmal, wenn man es ganz gelesen hätte, da gibt es auch wesentlich bessere Möglichkeiten, sich schlau zu machen. Abgesehen davon, wer will das schon, weil zum Begreifen des Abgrundes der Naziideologie die unweigerliche Erkenntnis gehört, das selbst der schlimmste PI Neurotiker damit nichts zu tun hat und das Naziargument dem Gutmenschen in der Islamdiskussion so schmerzhaft fehlen würde. Nein, der Kauf dieses Buches dient dem Käufer nur zu einem, dem triumphalen Renommieren: „Seht her, ich habe das verruchte Buch des Führers“. Und dies wiederum hat dieselbe Qualität, wie die 25. Wiederholung von Evas Terrassenfilmen. Voyeurismus mit Gänsehaut. Und offen gesagt, das ist es nicht wert, dass im 21. Jahrhundert Menschen mit Adolfs widerlichen Ergüssen Geld verdienen. Die Bayerische Staatsregierung möge zielführend Rechtsmittel prüfen.

Doch HALT! Ein Grund fiele mir ein, gleich das Original verticken zu lassen. Es wäre überaus spannend, die Verkaufszahlen zu beobachten, vielleicht bekäme es ja sogar noch Bestsellerqualität. Vor allem die Herkunft der Käufer; mein Tipp wäre es, dass es ein Renner in den üblichen islamistischen Kreisen würde und Schockwellen bei der politisch korrekten Linkskultur auslöste. Aber andererseits, machen wir uns nichts vor, schon das Führen solcher Statistiken würde unterbunden, falls das nicht gelänge, die Ergebnisse nicht publiziert und selbst wenn sich dennoch eine Diskussion entwickelte, Frankfurter Rundschau wie Junge Welt und alle anderen einschlägigen Druckerzeugnisse würden auch dafür eine logische Erklärungskette finden, so vom sich unterdrückt fühlenden beleidigten armen Muslim bis zum geschundenen Palästinenser, der sich ein Ventil sucht und wenn man so weit gekommen wäre, hätte man auch den Schuldigen, den Westen im Allgemeinen und den Juden, sorry Israeli, im Besonderen. Versteht sich, das wussten wir schon immer.

Macht also auch keinen Sinn. Bayern bleibe hart!

Über Waldemar Alexander Pabst

Undogmatischen Konservativer. Nazifeind, Antikommunist, entschiedener Gegner jedes religiösen Totalitarismus, Rassismus und nicht zuletzt der Verschwörungstheoretiker. Bekennender Israelfreund und das, was man einmal einen “Atlantiker” nannte. Vertritt uneingeschränkt das Gesellschaftssystem der freien Welt. Blog: https://schwarzoderweiss.wordpress.com/

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